Er: „Hast du ein neues Kleid? Darin siehst du wirklich fantastisch aus!“ – Sie: „Du findest also, dass ich in meinen anderen Klamotten nicht gut aussehe?!“
Vielleicht ist es wirklich so, dass er dieses Kleid im Gegensatz zu anderen, sehr vorteilhaft an ihr findet. Vielleicht wollte er aber auch nur hervorheben, dass sie heute (mal wieder?!) toll aussieht. Vielleicht hatte sie beim Kauf ein schlechtes Gewissen wegen des Geldes und sich gedacht, „eigentlich brauche ich ja nicht wirklich ein neues Kleid, ich habe ja noch so viele andere, in denen ich mich wohlfühle.“
Wie wir in Alltagssituationen die Äußerungen unserer Gesprächspartner aufnehmen, hängt nicht nur davon ab, wie sie gesagt werden, sondern eben auch, auf welchen emotionalen Boden sie an diesem Tag gerade fallen.
Nach diesem Modell transportieren wir bei jeder Äußerung immer Sachinhalt, Beziehung, Selbstoffenbarung und Appell. Wir sprechen demnach mit vier Schnäbeln. Der Gesprächspartner kann diesen Inhalt auf denselben vier Ebenen, also mit vier Ohren hören.
Bei der Kommunikation spielen natürlich auch nonverbale Elemente wie Gestik, Mimik oder Intonation eine große Rolle. Außerdem ist absolut relevant, dass die Gesprächspartner von ähnlichen Ideen oder Referenzen ausgehen. Dabei ist unter anderem entscheidend, von welchen Grundwerten eine Person in ihrem Sprechen, Denken und Handeln ausgeht. Diese wiederum hängen natürlich von allerlei verschiedenen Faktoren ab wie zum Beispiel von der jeweiligen Kultur, Erziehung und (Aus-)Bildung, Lebenserfahrung, emotionaler oder psychischer Veranlagung bzw. Verfassung.
Im Endeffekt ist das, was zu Mißverständnissen führt, meistens einer Fehlinterpretation des Senders und/oder des Empfängers geschuldet. Wenn wir uns beim Sprechen und/oder Hören die betreffenden Filter bewusst machen, lassen sich Unstimmigkeiten leichter vermeiden bzw. schneller aus dem Weg schaffen.
Würde man davon ausgehen, dass bei gewählten Beziehungen wie einer Freundschaft, das Gegenüber einem generell zunächst Gutes will – sonst wäre man mit dieser Person wahscheinlich im Normalfall nicht zusammen – würde man als Empfänger nicht so schnell auf Fehlinterpretationen einer Äußerung kommen.