Grundsatzüberlegung

In sämtlichen Ratgebern, sowohl in Büchern, online oder in Kursen, werden bestimmte Erfolgsstrategien angepriesen. Es sind immer die gleichen Marketing-Überlegungen, die als unabdinglich beschrieben werden, um eine höchstmögliche Anzahl von Anhängern anzulocken.

Ich finde es schon bezeichnend, dass das Englische Wort „Follower“ in diesem Kontext einfach auf Deutsch übernommen wird. Anhänger hört sich zugegebenermaßen etwas sperrig an und eine der Definitionen im Duden, nämlich „Fahrzeug ohne eigenen Antrieb“, passt ja auch nicht wirklich zu den Eigenschaften, die man sich als Follower so zuschreibt, oder doch? Eine andere mögliche Übersetzung wäre Mitläufer, also auch jemand ohne eigenen Antrieb. Das finde ich interessant, denn bis dato durchschaue ich die Dynamik nicht komplett, die hinter den gesamten sozialen Medien steckt. 

Wie kann es denn sein, dass sich irgendwie alle Welt plötzlich zum Beitritt von irgendwelchen Communities, zum Konsumieren und Kommentieren von allerlei scheinbar irrelevanten, durch verschiedene Filter gejagten Schnappschüsse aus dem Leben von Personen genötigt fühlt, die man oft nicht einmal persönlich kennt? Wahrscheinlich lässt sich diese Frage mit ähnlichen Erklärungen beantworten, die auch für andere Massenphänomene herangezogen werden, wie zum Beispiel die Ansteckungs- und Annäherungstheorie, von der in der Sozialpsychologie bei vergleichbaren Verhaltensweisen gesprochen wird. 

Seit ich denken kann, haben Massenphänomene bei mir eher einen gegenteiligen Effekt. Ich bin in der Rheinschiene aufgewachsen, wo man sinnigerweise Französisch lernt. Dazu hatte ich keine Lust und nicht etwa, weil mich Fremdsprachen nicht interessieren – das Gegenteil ist der Fall – und nicht weil ich bei vielen Ausflügen über die Grenze den praktischen Nutzen nicht gesehen hätte, sondern einfach nur, weil alle Französisch lernen wollten. Das übertriebene Anpreisen von Dingen ermutigt mich eben nicht dazu, sie zu kaufen, zu lesen, zu machen oder zu benutzen sondern vergrault mir jegliches Fünkchen von Interesse, das ich daran von selbst vielleicht hätte hegen können.  

Gibt es denn keine Möglichkeit, seinen Service anzubieten und dabei ganz auf die gängigen Marketing-Strategien zu verzichten?

In den Tipps zum Schreiben eines Blogs ist unter anderem immer zu lesen, dass es natürlich total unabdinglich ist, andere Blogs und Newsletter zu abonnieren, damit man auch abonniert wird. Im gleichen Atemzug kommt die Empfehlung, sich doch am besten ein extra E-Mail-Konto zu eröffnen, damit das eigene nicht zugemüllt wird. – Entschuldigung, aber bin ich die Einzige, die in diesen Vorgehensweisen bloße Absurdität sieht? 

Ich weigere mich zu glauben, dass sich alle, die heutzutage im Netz unterwegs sind, von den gleichen Strategien angesprochen fühlen. Deshalb ist mein Vorhaben, mit diesem Blog Personen zu erreichen, die diese „Likerei“, dieses sein-Privatleben-zur Schau-Stellen und das der Anderen zu begaffen, auf Biegen und Brechen „Content“ und „Follower“ zu kreieren ebensowenig wie mich anspricht. Mir ist das alles zu viel  und ich finde, man sollte einfach auch in dieser Frage ein paar Gänge zurück schalten und fünf grade sein lassen. Gerne würde ich mit meinem Blog Denkanstösse und Inspirationen geben, die gelesen werden, weil sie interessieren (oder vielleicht teilweise auch provozieren), und nicht, weil sie einem ständig penetranterweise um die Ohren geschleudert werden.

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